Lebensbilder

von Frauen für Frauen

Astrid


Heute weiß ich, sie hieß Frau Mayer in der Grundschule und Christiane in der Hauptschule. Ich habe mich immer mal wieder gefragt, wann es anfing, dass ich Frauen mehr mag als Männer. Ich denke heute noch oft an Christiane und ich stehe immer noch auf sie. Aber sie ist sowas von hetero.

Aber mit vierzehn oder fünfzehn hatten meine Freundinnen alle einen Freund und ich eben auch.

Zweimal ein Markus. Händchen halten, küssen. Im Schwimmbad abhängen. Mit dem Fahrrad mal nach Rümmelsheim. Später hieß er Torsten bzw. Andreas. Und dann war klar: die wollten mehr, aber ich nicht. Ich konnten es mir mit einem Mann einfach nicht vorstellen. Befreundet ja, aber nicht mehr.

Ich habe schon immer mal nach der ein oder anderen Frau geschaut. Mir Bücher gekauft. Filme angeschaut. Die Lmag abonniert. Ich war öfter im Frauenzentrum in Mainz. Und habe gemerkt, da fühle ich mich wohl. Und in den Büchern und Filmen habe ich mich wiedergefunden.

Ich bin ganz oft auf Katholikentagen oder Ev. Kirchentagen und habe dort auch immer mal den Stand der HuK gesehen. Um dort verstohlen vorbeizugehen. Oder mal kurz stehenzubleiben. Beim Katholikentag in Ulm 2004 sollte dann zusammenkommen, was wohl zusammengehört. Ich habe mir bewusst Zeit genommen für die Stände, das Café und eben den Workshop bei Manu. Danach hat sie mich gefragt, ob ich noch mitkommen möchte zum gemeinsamen Abendessen. Und danach hatte ich den Flyer des NkaL schon in der Tasche. Zuhause habe ich mich dann angemeldet und war nun Mitfrau im Netzwerk katholischer Lesben. Ja, so etwas gibt es: katholisch und lesbisch! Das geht. Ich war angekommen in beidem.
Mein erstes Bundeswochenende war dann gleich ein Heimvorteil, denn es war auf dem Rochusberg bei Bingen am Rhein. Und da habe ich die ein oder andere Frau wiedergesehen. Neue kennengelernt.
Es gibt eine Rhein-Main Gruppe. Wie toll!

Ein bisschen was zu mir.
Ich war schon immer der burschikosere Typ. Habe mich mehr für „Männersachen“ interessiert. Dem Papa bei handwerklichen Sachen geholfen. Hosen lieber gemocht statt Kleider. Bin ein Technikfreak.
Heute besitze ich noch ein Kleid in Rot. Aber wohl fühle ich mich in Hosen, am liebsten aus der Männerabteilung. Gerne kaufe ich auch dort die T-Shirts. Ich bastle und male gerne. Und liebe die neuste Technik.

Ich bin außerdem sehr aktiv in unserer katholischen Kirchengemeinde. Und nein, ich werde nicht austreten. Ich habe dort Heimat gefunden. Ich bin getauft, ging zur Kommunion und wurde gefirmt, war Messdienerin, in der Jugendarbeit aktiv. Und heute bin ich Wortgottesleiterin, Lektorin und Kommunionspenderin. Lange war ich im Pfarrgemeinde- und im Dekantsrat und gehöre heute zum sogenannten Basisteam Johannes. Wir helfen dem Pfarrgemeinderat und gestalten in unserem Pfarrgarten einen Hoffnungsgarten. Mir macht das viel Spaß. Ich bin mit den Menschen in meiner Pfarrei gerne zusammen. Wir bereichern uns gegenzeitig.
Anfang Dezember fahre ich jedes Jahr zu Exerzierten in den Schwarzwald.  
Ich pflege die Homepage unserer Pfarreigemeinschaft, mache den Gottesdiensthelfer*innen-Plan, gestalte mal eine Andacht oder ein Friedensgebet.

Ich informiere mich gerne über das queere Leben. Sei es über die Geschlechtsumwandlung oder das schwule Leben. Mich faszinieren Drag Queens. Mein Lieblingsfilm ist bis heute „Beautiful Thing“ über zwei Jungs, die sich ineinander verlieben. Den habe ich schon ganz oft gesehen.